Die Nah.sh Fahrplan-auskunft
Mit dem Drahtesel zum Prinzen
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Mit dem Drahtesel zum Prinzen

Tour-Nummer: 04 / 2018

Auf dem Elberadweg von Wedel bis nach Glückstadt

1.260 Kilometer lang ist der Elberadweg. 36 davon haben Jasmin, Mieke, Fabrice und Alexander für ihre Radtour auserkoren. Ihre Etappenziele zwischen Wedel und Glückstadt: Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm Höft, Elbmarschenhaus und Obstgarten Haseldorf. Nachdem der Reifendruck ein letztes Mal geprüft ist, geht es auch schon los.

Willkomm Höft

„Wer als Erster da ist!“, ruft Mieke, als sich die Türen der S1 in Wedel öffnen, und fegt auf dem Rad davon. Jasmin, Fabrice und Alexander nehmen die Herausforderung an und preschen hinterher – ohne sie einholen zu können. Entspannt wartet sie am Fähranleger der Schiffsbegrüßungsanlage, der per „Willkomm Höft“ in großen Lettern Besucher und Schiffe auf der Elbe grüßt.

„Du legst ja gut los, da hole ich mir besser noch eine kleine Massage vor Beginn der eigentlichen Fahrt“, lacht Alexander und hält seine Wade in den Wind. Mieke schaut belustigt, bis sie mit bedeutungsschwerer Stimme in die Runde fragt: „Gute Idee, aber habt ihr schon vom ‚Gnocchi-Roquefort-Doping’ gehört?“ Die Radlertruppe schaut skeptisch, woraufhin Mieke aufspringt und ruft: „Keine Angst, ganz legal, kommt mit!“

Kurz darauf sitzen alle im anliegenden Restaurant „Schulauer Fährhaus“, in dem Mieke „Gnocchi in Roquefort-Sauce mit Rucola und Pfifferlingen“ zur Freude aller für die ganze Mannschaft ordert. Nachdem serviert wird, ist es vollkommen ruhig am Tisch – bis Fabrice mit augenzwinkernd strafendem Blick in Richtung Mieke anmerkt: „Das ist so lecker, das kann gar nicht legal sein.“

Kaum sind die Teller leergefuttert, ertönt plötzlich die Nationalhymne Bermudas aus den Lautsprechern des Lokals, gefolgt von der Ansage „Willkommen in Hamburg! Welcome to Hamburg!“. Adressat des Grußes ist die „Montréal Express“ – ein imposantes Containerschiff unter bermudischer Flagge, das in diesem Moment am Schulauer Fährhaus vorbeirauscht. „Das Schiff hat eine Tragfähigkeit von 47.754 Tonnen“, ist nur eine von vielen Infos, die nun aus den Lautsprechern aufeinander folgen. Absender dieser Ansagen sind die sogenannten Begrüßungskapitäne. Pro Tag heißen sie so durchschnittlich 50 große Schiffe willkommen, die in den Hamburger Hafen einlaufen. 

Frisch gestärkt schwingen die vier sich wieder aufs Rad und erreichen kurz darauf den Deich. Zunächst fahren alle wild durcheinander: mal oben auf dem Deichkamm, mal direkt am Wasser entlang – bis man sich darauf einigt, hinter dem Deich zu radeln, da der Weg hier asphaltiert und angenehm zu fahren ist. Während ein gemeinsames Tempo gefunden wird, trifft man auf die typischen „Wegelagerer“ der Deiche: Unzählige Schafe grüßen per „Määäh!“. Man grüßt natürlich freundlich zurück.

Das Elbmarschenhaus

Nach etwa 12 Kilometern erreichen die Radler das erste Etappenziel: das Elbmarschenhaus in Haseldorf. Herzlich empfangen beginnt die Gruppe, das Haus neugierig zu erkunden. Im Mittelpunkt steht die Elbmarsch als nahrungsreicher Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna. „Hui, die Eule sieht aber ziemlich lebendig aus“, freut sich Alexander über ein entsprechendes Tierpräparat. „Das ist ein Waldkauz“, wird er aus dem Hintergrund berichtigt – von Jägerin Berit Kickel. Sie betreut den Raum mit ca. 70 Tierpräparaten. Während Alexander noch Schleiereule, Waldohreule und Sumpfohreule kennenlernt, vertreiben sich die anderen die Zeit bereits im Außenbereich des Elbmarschenhauses. Hier finden sich unter anderem Spielplatz, Insektenhotel und eine Obstwiese. Von den Pflaumen wird gerade genascht, als Alexander dazustößt, mit einer Wegbeschreibung wedelt und ruft: „Ich weiß, wo es noch viel mehr davon gibt!“ Kurz darauf treten die vier geschwind in die Pedale, um zum Haseldorfer Obstgarten zu gelangen.

Haseldorfer Obstgarten

Sie finden einen wirklich wundervollen und verträumten Ort vor. Fabrice bestätigt vor allem Letzteres, wie das leichte Schnarchen aus Richtung der Hängematte verrät, in die er sich kurzerhand verkrümelt hat. Jasmin hingegen macht sich auf die Suche nach dem prächtigsten Apfel des ganzen Gartens. 306 Apfelbäume gibt es hier, dazu 89 Pflaumenbäume, 87 Birnenbäume und 7 Kirschbäume – alle mit ganz unterschiedlichen Sorten. Dank der Auszeichnungen an den Bäumen weiß man nicht nur, wie die Sorten heißen, sondern durch zusätzliche Infotafeln auch, wann sie reif sind. „Ich habe ihn gefunden!“, hört man plötzlich von Jasmin. „Zeig mal her!“, fordert Mieke sie auf. Jasmin händigt ihr den Apfel aus, den Mieke daraufhin lange beäugt und dann trocken meint: „Sieht aus wie ein Prinz.” Jasmin grinst. „Soll ich ihn wachküssen?“, und spielt damit auf den Froschprinzen an. „Nee“, lacht Mieke, „der heißt so, ‚Prinz Albrecht von Preußen‘.“

Derweil hat Fabrice seinen Erholungsschlaf beendet und will wissen: „Wieso küsst mich eigentlich keiner wach?“ Die beiden antworten: „Dich kann man nicht wachküssen. Du gehörst schließlich zur Gattung der Pennbirnen.“

Alexander Kurzhöfer

Ö:

Mit der S1 von Hamburg Hauptbahnhof aus in Richtung Wedel. Ausstieg in Wedel (Endstation). Vom S-Bahnhof aus links halten, am Rathausplatz vorbei in die Bahnhofstraße. Dem Straßenverlauf bis an die Elbe folgen. Der Startpunkt bei „Willkomm Höft“ befindet sich rechter Hand. Ab „Willkomm Höft“ zum Elberadweg: Strandweg und Schulauer Straße entlang (ca. 500 Meter), bis es links in die Deichstraße geht.

Info

Strecke und Anforderungen

Man muss zwar kein Athlet sein, um diese Tour absolvieren zu können, zumal die Route dem Flachland folgt. Doch sollte man fit genug sein, um die gut 36 Kilometer entspannt absolvieren zu können. Da die Strecke asphaltiert ist, findet jede Art Fahrrad darauf Halt.

Auch ist es gut zu wissen, dass die Strecke an einigen Stellen durch Deichtore unterbrochen ist, die man aber eigenhändig öffnen kann. Zudem sollte man Schafen gegenüber tolerant sein, die sich frei auf dem Streckenweg bewegen – genauso wie ihren Hinterlassenschaften.

Elbmarschenhaus und Obstgarten

Hauptstraße 26
25489 Haseldorf
T 041 29.955 49 10
info@elbmarschenhaus.de

Öffnungszeiten Elbmarschenhaus:
Ganzjährig Mi.–So. von 10 bis 16 Uhr.
Der Obstgarten Haseldorf ist ohne zeitliche Einschränkungen zugänglich.

Tipps zur Tour

Tipp 1

Führung buchen!

Der Obstgarten Haseldorf ist nicht nur großartig zum Verweilen, es gibt auch eine Menge darüber zu erfahren. Die Führung darin wird mit anschließendem Apfelsaftpressen abgerundet.

Buchen kann man unter T 041 29.955 49 10. 

Tipp 2

Platz lassen!

Und zwar in Rucksack oder Jutetasche. Denn im Haseldorfer Obstgarten darf man nicht nur von den Bäumen naschen, sondern auch etwas mit nach Hause nehmen. Damit alle etwas von dem Schlaraffenland haben, gilt eine 10-Kilo-Mitnahmegrenze.

Tipp 3

Buch verstauen!

Die Tour kann man natürlich auch wunderbar alleine absolvieren. Im Obstgarten finden sich – etwas versteckt zwischen den Obstbäumen – Hängematten, in denen man Beine und Seele baumeln lassen kann. Die passende Novelle dazu: „Aus dem Leben eines Taugenichts“ von Joseph von Eichendorff.

Tipp 4

Picknickkorb packen!

Zwischen Binnenelbe auf der einen und Obstgarten auf der anderen Seite hat man nicht nur einen herrlichen Blick, sondern auch einen großen Picknicktisch für mehrere Personen. Wenn man eine längere Pause machen möchte, ist man hier genau richtig

Tipp 5

Flickzeug einstecken!

Da der Streckenabschnitt von Bahnhof zu Bahnhof mit 36 Kilometern recht lang ist, sollte man auf eventuelle Pannen vorbereitet sein – und auch die Luftpumpe nicht vergessen.